Dublin für Wiederkehrer

Nachdem man sich beim ersten Dublinaufenthalt durch die “obligatorischen” Sehenswürdigkeiten gearbeitet hat, kann man’s beim zweiten Besuch ein wenig gelassener angehen lassen bzw. je nach Interesse noch etwas tiefer in die Materie eintauchen.

Wie in jeder Groβstadt gibt es auch in Dublin die unterschiedlichsten Stadtführungsangebote. Ich persönlich kann wärmstens die 1916 Rebellion Walking Tours mit dem Historiker und Buchautor Lorcan Collins empfehlen. Zum einen weil sich diese nicht erst (so wie viele andere) im Rahmen des 100-jährigen Jahrestages des Osteraufstandes, dem Befreiungsversuch Irlands von der britischen Krone, etabliert hat. Zum anderen ist sie keinesfalls staubtrocken, sondern höchstinteressant und unterhaltsam. Mit einem angemessen Sinn für Humor ist sie etwas mehr als nur eine Einführung in die Konflikt-Geschichte Irlands, aber ohne dass einem im Anschluss der Kopf vor lauter Jahreszahlen und Namen schwirrt.

Museen müssen nicht langweilig sein

In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch einmal kurz auf die recht neue Ausstellung (eröffnet in 2016) im General Post Office auf der O’Connell Street verweisen, die ich bereits in Dublin für Einsteiger erwähnt habe. Auch hier kann man sich einen guten Überblick zu den Ereignissen des Osteraufstandes von 1916 verschaffen oder mittels Audio-Guide sogar zum “Geschichtsexperten” werden.

Einen ca. 15-minütigen Fuβweg von der O’Connell Street entfernt, am Nordufer des Liffey, befindet sich Epic Ireland. Ebenfalls 2016 eröffnet, beschäftigt sich diese Ausstellung mit irischen Auswanderern und ihren Schicksalen in den Zielländern, vornehmlich Amerika. Das klingt erst einmal nicht ganz so spannend, aber allein die Aufmachung des Museums ist einen Besuch wert. Ich war inzwischen zweimal dort und bin begeistert. Auch für Kinder lässt sich der Aufenthalt hervorragend gestalten, denn allein das Stempel sammeln für den “Reisepass”, den man am Einlass erhält, leitet originell durch die einzelnen Räume. Die 20 Galerien selbst sind sehr interaktiv gestaltet und mit den neuesten multimedialen “Spielerein” ausgetattet. Sie behandeln verschiedene Bereiche rund um das Thema Auswandern bzw. das Schicksal der Auswanderer. Während es sich anfangs zunächst viel um geschichtliche Hintergründe, Zahlen und Fakten dreht, geht es im zweiten Teil weitaus “lockerer” zu. Hier kann man sich beispielsweise in irischem Tanz üben oder sein Wissen beim Pub-Quiz testen. Eine perfekte Kombination aus Information und Unterhaltung!

Geldbeutel schonen geht auch in Dublin

Wer beim Sightseeing schon genug Geld ausgegeben hat und trotzdem irgendwo hineingehen möchte, weil es mal wieder regnet, dem sei das Nationalmuseum (National Museum) und die Nationalgalerie (National Gallery) empfohlen. Hier ist der Eintritt frei und man kann sich Stunden darin aufhalten. Es erwarten einen solide, tiefgründige Ausstellungen und es gibt soviel zu sehen, dass man selbst einen der insgesamt vier Dubliner Standorte auf mehrere Regentage aufteilen kann.

Eine meiner Lieblings-Sehenswürdigkeiten in Dublin ist der Glasnevin Cemetery. Es ist ein wenig eigenartig einen Friedhof eine “Sehenswürdigkeit” zu nennen, denn immerhin liegen hier über 1,5 Millionen Menschen begraben. Etliche davon waren berühmte Persönlichkeiten, denen nun thematische Führungen gewidmet sind, die den “Ort der Ruhe” dann schon irgendwie zu einer Touristenattraktion machen. Auch das angegliederte Museum ist sehr informativ und angemessenerweise nicht auf Profit ausgerichtet, sondern dient lediglich dem Erhalt des Friedhofs. Obwohl ich die geführten Touren – bei denen man übrigens auch einen Blick in die Gruft von Daniel O’Connell werfen kann – sehr interessant finde, gehe ich am liebsten wegen der unzähligen keltischen Hochkreuze und kunstvollen Grabststatuen nach Glasnevin. Und trotz des Hop-on Hop-off Busses, der den Friedhof als Stop anfährt, findet man auf dem riesigen Gelände auch Ecken, wo es still ist wie auf einem “richtigen” Friedhof.

Unweit von Glasnevin liegt der National Botanic Garden, dessen Eintritt ebenfalls frei ist. Als ich das erste Mal für ein 6-monatiges Praktikum in Dublin war, habe ich ganz in der Nähe gewohnt und ihn oft für einen Sonntagsspaziergang genutzt. Ich kenne ihn allerdings nur im Herbst/Winter und mochte besonders gern die frechen Eichhörnchen, die dort ganz zutrautlich den Leuten vor der Nase herumturnen. Und wenn es dort sogar im grauen November und matschigen Januar schön ist, sollte der Garten im Frührjahr bzw. Sommer auf jeden Fall einen Besuch wert sein (und im Herbst natürlich bei groβartiger Laubfärbung!).

Ausdauernden Spaziergängern, denen ein Garten zu klein und ein Friedhof zu düster ist, möchte ich noch kurz den Phoenix Park im Nordwesten vom Dubliner Stadtzentrum vorstellen. Es handelt sich dabei um eine der gröβten, geschlossenen Parkanlagen Europas. (Wer sich in Dublin City nicht verläuft, der tut es hier!). Das freilaufende Dammwild, das man dort gut aus nächster Nähe beobachten kann, ist ein hübsches “Beiwerk” zum Spaziergang im Wald inmitten des Groβstadtdschungels. Ich persönlich bevorzuge die Gegend um Farmleigh House , nicht zuletzt wegen des Cafés am See direkt daneben :-).

Für jeden Geschmack etwas

Nach den ganzen Spaziergängen im Freien, hier noch ein paar persönliche Restaurantempfehlungen, wenn man einem Wolkenbruch oder dem “Hungertod” entkommen möchte.

Etwa 15 – 20 Minuten zu Fuβ vom Stadtzentrum, im hippen Stadtviertel Rathmines, haben mein Mann und ich unser Lieblingsrestaurant. Es heiβt Tippenyaki und dürfte eine willkommene Abwechslung zu “Irish Stew & Co.” sein.  Es hat eine ausgezeichnete asiatische Küche, die sich sehen lassen kann. Und das tut sie auch, denn selbige befindet sich direkt hinter der Bar und für die Gäste gibt es neben dem normalen Schaukochen ordentlich was zu sehen. Mit spektakulären Stichflammen und allerlei “Messerakrobatik” wird einem so die Wartezeit auf das Essen verkürzt. Das ist nur noch durch die Gesangseinlagen der Kellner und Küchencrew zu toppen, die dafür mal kurzzeitig alles stehen und liegen lassen. Von persönlichen Geburtstagsständchen bis hin zu bekannten Klassikern haben sie einiges im Repertoire. Als krönendes Highlight bekommt man dann das beste Sushi – kulinarisch und optisch, das es meines Erachtens in ganz Dublin gibt.

Wer nicht allzu viel Zeit beim Essen verbringen und nur kurz in der Stadt etwas “snacken” möchte, der kann im Powerscourt Shopping Centre einkehren. Überdacht aber dennoch von Tageslicht durchflutet gibt es im Bistro im Innenhof alles was das Herz begehrt. Manchmal etwas geräuschintensiv und geschäftig, aber in jedem Fall eine gute Wahl für schmackhaftes Essen.

Ebenfalls eine nennenswerte Adresse ist das vegetarische Selbstbedienungsrestaurant Cornucopia, das auch im Shoppingviertel von Dublin gelegen ist. Bei der leckeren und vielfältigen Auswahl der tagesaktuellen Gerichte fällt mir zumeist gar nicht auf, dass da eigentlich das Fleisch “fehlt” :-).

Apropos Shoppingviertel, auf dem Titelbild ist das St. Stephen’s Green Shopping Centre zu sehen, das ich mit einkaufsfreudigen Besuchern immer gern wegen der beeindruckenden Architektur ansteuere. Es gibt genügend attraktive Geschäfte, die das Shopper-Herz höher schlagen lassen und ich kann mich am blauen Himmel erfreuen, wenn er denn so wie an jenem Tag durch das Glasdach schimmert.