Irische Friedhöfe – Fotografie

Beim Schreiben lege ich viel Wert auf Details. Im Alltag nehme ich kleine Dinge allerdings oft nicht wahr. Um mich bewusst auf unscheinbare Details zu fokussieren, gehe ich gern auf Foto-Streifzüge. Dafür liebe ich irische Friedhöfe mit ihren keltischen Hochkreuzen, Statuen und nicht selten kitschigen Ornamenten. Oft ist es etwas Imperfektes, oder eine Stimmung, die meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ein winziger Ausschnitt aus einem Gesamtensemble. Der Einfall des Sonnenlichts, oder wie die Natur Grabsteine und Ornamente vereinnahmt.

Viele der Aufnahmen sind kürzlich auf dem Glasnevin Cemetery in Dublin entstanden, wo mich besonders das Zusammenspiel von farbenfrohen Wildblumen mit den dunklen Grabmalen fasziniert hat. Einer meiner Lieblings-Friedhöfe ist der St. Patrick’s Church Cemetery in Kilquade, den ich regelmäßig besuche. Vor allem im Herbst, wenn das Licht mit den Spinnenweben und der leuchtenden Laubfärbung eine besondere Atmosphäre erzeugt. Vereinzelte Bilder stammen aus kleinen, ländlichen Friedhöfen im Co. Wicklow. Fragen zu einzelnen Bildern beantworte ich gern in den Kommentaren oder per Email.

Mehr Fotoprojekte gibt es hier. Der Friedhof in Newcastle hat mich im Rahmen einer Übung zum Kreativen Schreiben zu einem Gedicht inspiriert.

© Sylvia Payne. 2024

"Alive"

"The Shepherd"

"Broken"

"Ornaments"

"Mary"

"Alight from Heaven"

"Reflections"

"Remembered and Forgotten"

"Ivy Art"




Land in Sicht! Trendiges Landleben dank cooler Konzepte

Landleben in WicklowLandleben in WicklowLandleben in WicklowLandleben in Wicklow

Zum Glück auf‘s Land

Trotz meines Wunsches der Zivilisation zu entfliehen und mich auf eine einsame Bergspitze zurückzuziehen, leben wir nach wie vor in unserem geliebten Häuschen im Co. Wicklow. Manchmal können wir es immer noch nicht fassen, was für ein Glück wir bei der Haussuche hatten. Gleich auf Anhieb das perfekte Zuhause zu finden, kann sicherlich nicht jeder von sich behaupten. Genau eine Besichtigung brauchte es, um unser City Apartment in Dublin gegen das Landleben im Küstenort Greystones einzutauschen. Fußläufig zum Ortskern mit all seinen Geschäften und was man sonst so zum Leben braucht, sind wir seit Dezember 2016 hier heimisch.

Die Payne FARMily

Heimisch fühlen wir uns definitiv. In unserem schönen Haus, das wir in den vergangenen 5 Jahren in das verwandelt haben, was wir uns unter einem gemütlichen, aber praktischen Cottage vorstellen. Der große Garten vor und hinter dem Haus hatte unsere Herzen vom ersten Moment an erobert. Eigentlich ist er das Reich meines Mannes John. Aber während des langen Lockdowns, habe auch ich zunehmend Gefallen an der Gartenarbeit gefunden. In diesem Jahr kam zu unserer kleinen Obstplantage und dem Kräutergarten noch ein großes Gemüsebeet hinzu. Vor Ostern zogen außerdem unsere zwei Hühner Chicken Nugget und Jelly Bean ein. Seitdem nenne ich es liebevoll die Payne FARMily.

Greystones – Nicht ländlich genug

Als wir im Sommer 2016 das erste Mal zu unserer Hausbesichtigung nach Greystones kamen, fielen uns lediglich ein paar wenige Eigenheim-Baustellen auf. Normal für einen beliebten und attraktiven Ort wie Greystones. In letzter Zeit jedoch schießen um uns herum neue Wohngebiete wie Pilze aus dem Boden. Wohin man nur schaut, entstehen Häuser und riesige Apartmentkomplexe. Ich beobachte das mit Unbehagen. Es mag übertrieben klingen, aber manchmal fühle ich mich nahezu klaustrophobisch, wenn wieder ein grünes Feld dem Bauboom weicht. Was wird aus der ländlichen Infrastruktur, für die wir uns bewusst entschieden als wir das geschäftige Dublin für das Landleben im Garten-County Wicklow verließen? Vielleicht hätten wir uns für eine noch ländlichere Region entschieden, wenn diese Entwicklung damals abzusehen gewesen wäre.

Lust auf Land

Es scheint paradox, dass ich mich im nicht endenden Lockdown nach Isolation sehne. Vielleicht habe ich aber einfach Gefallen am zurückgezogenen Leben in unserem herrlichen Garten gefunden, der wie eine grüne Oase unser Haus einrahmt. Auch meine Ausflüge ziehen mich immer wieder aus Greystones hinaus in die grüne Umgebung. Ich genieße die Stille der irischen Wälder, je weniger Leute desto besser.

Mit diesem Wunsch scheine ich jedoch nicht allein zu sein. Während nach wie vor viele Deutsche als Auswanderer mehr Ruhe und Platz in Irland suchen, gibt es auch in Deutschland einen Trend hin zum Landleben. Laut einer Studie könnten sich 41% der Deutschen vorstellen ihr städtisches Umfeld gegen ein ländlicheres zu tauschen. Das Home Office und die daraus resultierende örtliche Flexibilität während der Pandemie machen es möglich.

Lange Zeit waren es hohe Mieten und Wohnungsmangel in den Städten, die die Leute auf‘s Land drängten. Das Image vom langweiligen Landleben zwischen Feldern und stinkenden Kuhställen scheint sich jedoch gewandelt zu haben. Mehr und mehr wird es zur Wunschoption für junge Leute, die den Berufseinstieg hinter sich und die Familienplanung vor sich haben. Das zeigt der Anstieg der Hauspreise im ländlichen Raum um etwa 40% in den vergangenen 4 Jahren (Quelle: ZDF Reportage “Raus aus der Stadt – Der Traum vom Leben auf dem Land”).

Landleben auf Probe im ‘Coconat‘

Bevor man in ein Eigenheim auf dem Land investiert, sollte man sicher sein, dass einem das Landleben schmeckt. Denn neben einer oftmals romantisierten Vorstellung kann eine schlechtere oder gar fehlende Infrastruktur zur Herausforderung werden. Im Coconat, etwa eine Stunde südwestlich von Berlin, kann man Landluft auf Probe schnuppern. Auf einem ehemaligen Gutshof in Klein Glien haben Gründer Julianne Becker, Janosch Dietrich und Iris Wolf ein großartiges Landleben-Projekt geschaffen. Derzeit zieht es vor allem junge Leute aus der Hauptstadt an. Aber natürlich steht es jedem offen, der flexibel arbeiten kann und sich von der idyllischen Umgebung inspirieren lassen möchte.

   © 1: Coconat, 2 & 4: Tilman Vogler, 3: Andreas Plata

Auf dem großen Gelände stehen Gemeinschaftsarbeitsplätze und Unterkünfte zur Verfügung. Je nach Bedarf kann man sich hier für eine Nacht oder gleich ein paar Monate einmieten. Ob isoliert in der Natur arbeiten oder gemeinsam mit anderen in der umgebauten Scheune Ideen austauschen – Coconat bietet ein facettenreiches Umfeld für Großstädter, die sonst mitunter in einem Ein-Personen-Haushalt ihr Home Office hätten. „Ich möchte erstmal herausfinden was ich eigentlich will auf dem Land“, sagt Landwirtschafts-Bloggerin Svenja Nette dem ZDF, als sie sich als Gast bei Coconat unter anderem um die Hühner kümmert. „Dafür ist das Coconat eben ein total schöner Zwischenraum“, findet Svenja.

Auch die Einwohner des 80-Seelendorfes Klein Glien werden in das Leben der bunt zusammengewürfelten Gemeinde einbezogen. Denn auch der Ort soll davon profitieren, dass der Gutshof nun seit vielen Jahren des Leerstandes wieder belebt ist. So findet dort zum Beispiel auf Wunsch der Dörfler das alljährliche Feuerwehrfest statt. Und auch sonst stellt das Gründer-Trio sicher, dass es neben Co-Working und Co-Living Space eine friedliche Koexistenz zwischen den alten und neuen Bewohnern von Klein Glien gibt.

Aus Alt mach Neu – Dein Jahr in Loitz

Annika und Rolando, ein kreatives junges Paar zog kürzlich von Berlin in das vorpommersche Loitz. Zuvor wurden sie aus 17 Finalisten ausgewählt, die sich für das Projekt „Dein Jahr in Loitz“ beworben hatten. Doch was bewog die beiden dazu ihr Leben in der Großstadt aufzugeben, um für 1 Jahr in einer strukturschwachen Region zu leben und dort ein Abrisshaus wieder aufzumöbeln?

Das Ganze ist Teil des bundesweiten Wettbewerbes „Zukunftsstadt 2030“, bei dem Loitz 2015 Städte wie Berlin und Freiburg aus dem Rennen warf. Die Idee – verödete Regionen für junge Leute wieder attraktiv zu machen und der vorherrschenden Landflucht entgegen zu wirken. Das Konzept – Loitz lockt innovative Großstädter in seine leerstehenden Häuser, wo sie kostenlos wohnen dürfen und obendrauf noch ein Basiseinkommen von €1000 pro Monat erhalten. Im Gegenzug hauchen sie der verlassenen Immobilie wieder Leben ein und idealerweise gleich dem ganzen 4300-Seelenort Loitz.

So kam es also, dass sich die Berlinerin Annika und der gebürtige Venezuelaner Rolando mit ihrer Vision gegen anfänglich 93 Bewerber/innen durchsetzten. Mitte April 2021 bezogen sie ihr neues Domizil in Loitz. Gemeinsam mit Nachbarn und Freiwilligen aus der Gemeinde soll im Untergeschoss ihres Hauses nun etwas entstehen, wovon ganz Loitz profitiert und darüber hinaus Gleichgesinnte anlockt. Ein ungewöhnliches Projekt, das für beide Seiten eine Bereicherung sein könnte. Hoffentlich auch über das „Jahr in Loitz“ hinaus.

Trendiges Landleben coole Konzepte   © Dein Jahr in Loitz; 1, 2 & 4: Matthias Marx

“Es braucht ein Dorf um ein Kind zu erziehen“

Nicht nur wo, sondern auch wie wir leben, scheint sich wieder mehr an traditionelle Lebenskonzepte anzulehnen. Als ich meine Freundin Julia frage, warum sie ihre Stadtwohnung mitten in Hamburg aufgibt, um in ein Wohnprojekt nach Flensburg zu ziehen, antwortet sie mir folgendes: „Es braucht ein Dorf um ein Kind zu erziehen. Und genau das erhoffe ich mir von ‘Freiland Flensburg‘“.

Julia ist Alleinerziehende einer 5-jährigen Tochter. Bislang liebte sie das Leben in der Großstadt mit allem was dazu gehört. „Nun ist es Zeit für etwas Neues“, sagt mir Julia. „Mein Großvater war ursprünglich aus Flensburg. Vielleicht ist es ein Zeichen, dass wir nun gerade dort gefunden haben, wonach wir suchten.”

Das Wohnprojekt ‘Freiland Flensburg’ befindet sich unweit vom Flensburger Stadtzentrum, aber dennoch mitten im Grünen. Es umfasst verschieden große unabhängige Wohneinheiten für jegliche Altersgruppen und Haushaltsgrößen. Reihenhäusern, Ein-Zimmer-Wohnungen und Flächen zur gemeinschaftlichen Nutzung, wie einer Gemeinschafts-Küche, einer Dachterrasse und einem Innenhof verschmelzen hier zu einem modernen Mehr-Generationen-Haushalt.

„Meine Tochter wird alleine draußen spielen können, ohne dass ich ständig ein Auge auf sie haben muss. Es werden immer andere Menschen oder Kinder in der Nähe sein, sodass sie Gesellschaft hat, wenn ich Sachen im Haus erledigen oder arbeiten muss“, erklärt mir Julia ihre Beweggründe. Und auch Julia kann auf Unterstützung zurückgreifen, sollte sie selbst einmal Hilfe benötigen. Im Gegenzug bringt auch sie wertvolle Fähigkeiten mit in die überdimensionale Wohngemeinschaft. So könnte sie zum Beispiel Senioren den Umgang mit dem Computer näherbringen oder Interessierten einen Nähkurs geben. Auch ihre Backkünste sind nicht zu verachten und werden sicherlich einige Türen für sie öffnen.

Schrebergarten auf Irisch

Auf‘s Land zu ziehen und sich bewusst gegen einen Garten zu entscheiden, passt für mich irgendwie nicht zusammen. Dennoch beobachte ich in Greystones immer wieder wie schnell und gut sich riesige Eigenheime mit kaum Außenfläche verkaufen. Wenn es einen Garten gibt, ist er oft  gepflastert, mit Kunstrasen oder Kieseln ausgelegt – weit entfernt von meiner Idee einer natürlichen Erholungsoase.

Um so erfreuter war ich als ich neulich über ein Projekt ganz bei uns in der Nähe las. Huw, der Initiator der ‘Schrebergärten auf Irisch‘, erklärte dem Greystones Guide, was seine Vision für die nächsten 5 Jahre ist. “Tírmór Allotments (=Parzellen) soll auf dem Konzept des Feldwaldbaus basieren“, sagt er. „Dabei wird es um Artenvielfalt und hohe Bodenqualität gehen. Zurück zu den Ursprüngen der Landwirtschaft sozusagen, bevor wir versuchten die Natur auszutricksen und nun mancherorts zum Beispiel mit Überflutungen zu kämpfen haben.”

Dafür transformiert Huw einen Teil seiner 150 Jahre alten Familienfarm und unterteilt sie in verschieden große Parzellen. Diese können dann von Pächtern und Hobbygärtnern in diesem Sinne bewirtschaftet werden. Bereits auf dem Gelände vorhanden sind Büroräume zur gemeinschaftlichen Nutzung, sogenannte Co-Working Spaces, wie auch bei Projekt Coconat. Darüber hinaus sollen individuelle Gartenlauben und eine Außenküche, nebst Campingplatz entstehen. „Die Leute, die bei uns ihr Home Office haben, können dann in ihrer Mittagspause ihr Gemüse anbauen und später ernten“, sagt Huw mit einem Lachen.

Weniger ist Mehr

Die vorgestellten Konzepte zeigen, dass wir das Rad nicht neu erfinden müssen, sondern durchaus davon lernen können, was andere Generationen vor uns erfolgreich gemeistert haben. Als Teenager hätte ich nie gedacht, dass ich einmal ein Fan des Landlebens sein würde. Je älter ich werde, um so mehr lerne ich traditionelle Lebenskonzepte zu schätzen.

Etwas mit seinen Händen zu erschaffen, aus eigener Kraft für die Familie zu sorgen; und dabei den Jüngsten zu zeigen wo Dinge ihren Ursprung haben, empfinde ich als sehr bereichernd. Aus dem Garten zu ernten, täglich frisch zu kochen und selber Brot zu backen gehören für mich inzwischen zum Alltag. Immer wieder wird mir dabei bewusst wie wenig wir eigentlich wirklich zum Leben brauchen. Ein Hoch auf das Landleben!




Zwei Hochzeiten und zum Glück kein Todesfall

Wenn wir Leuten von unserer Hochzeit erzählen, bekommen wir oft gesagt, dass das die Geschichten seien, die man später mal seinen Enkelkindern erzählt. Warum also so lange warten?

Wann und wie wir heiraten wollten, war meinem Jetzt-Mann und mir schnell klar: möglichst bald und eher unauffällig klein. Die passende Location war schnell gefunden, Details besprochen, eine Anzahlung geleistet, Einladungen verschickt. Nur der unangenehme Papierkram stand noch aus, bei dem wir allerdings auch keinerlei Schwierigkeiten erwarteten – Fehler Nummer 1. Denn wer hätte gedacht, dass es “Beamtendeutsch” und unnötige Bürokratie auch in Irland gibt. Bei der Antragstellung im Standesamt wurde uns gesagt, dass es aller Voraussicht nach Probleme mit den amerikanischen Scheidungspapieren meines Zunkünftigen geben wird. Auf unsere Nachfrage hin, was genau und was zu tun sei, konnte bzw. wollte man uns vor Ort keine Antwort geben, sondern ließ uns dennoch den Antrag ausfüllen, auf den wir dann von “offizieller Stelle” eine Antwort bekommen sollten. Dies dauerte seine Zeit, aber schlussendlich bekamen wir Bescheid und wurden aufgefordert weitere Unterlagen nachzureichen, die das Problem beheben sollten. Als dieser Antrag auf Eheschließung nach nochmaliger Wartezeit ebenfalls abgelehnt wurde, traf uns das erstmal wie ein Schlag. Es stellte sich heraus, dass das ganze Unterfangen von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, da die Scheidungspapiere aus den USA nur dann in Irland anerkannt werden könnten, wenn mein Verlobter dort nach wie vor seinen Wohnsitz hätte. Eine völlig sinnfreie Regelung…

Nach einem Informationsgespräch mit einer darauf spezialisierten Anwältin hieß es jedoch,  dass das ein nicht selten vorkommender, schnell zu lösender Prozess sei und wir atmeten auf – Fehler Nummer 2.

Hotels für unsere Gäste wurden reserviert, Freunde und Familie buchten Flüge aus Deutschland und Amerika, um bei dem freudigen Ereignis dabei zu sein. Nur dass uns die Planung allmählich so gar keine Freude mehr bereitete, denn zunächst galt es die längst neu verheiratete Ex-Frau meines Verlobten nach 13 Jahren Funktstille aufzuspüren, um ihr noch einmal eine Unterschrift für die Scheidungspapiere abzuringen. So hatte es die Anwältin uns erklärt und wir vertrauten ihrer Kompetenz – Fehler Nummer 3.

Zwei Ja’s und ein Nein

Knapp 3 Monate vor dem geplanten Hochzeitstermin – wir waren immer noch zuversichtlich, dass alles seinen Gang gehen würde – erfuhren wir, dass der Richter der Anerkennung einer amerikanischen Scheidung nur hätte stattgeben können, wenn dieser Verfahrensweg voher durch unsere Anwältin angekündigt worden wäre. Da dies nicht geschehen war, bliebe uns nur die Möglichkeit einer erneuten Scheidung – dieses Mal nach irischem Recht – was sich dann allerdings noch etwas länger hinziehen würde. Ein kleinlautes “ Sorry” unserer Anwältin des Vertrauens tröstete uns nur wenig über eine allem Anschein nach nicht stattfindende Eheschlieβung hinweg.

Um das finanzielle Disaster im Rahmen zu halten, stornierten wir das Hochzeitshotel und informierten unsere Gäste über die Situation, die nun auf Flugtickets zu dem wohl deprimierendsten Ereignis des Jahres saβen – einer geplatzten Hochzeit.

Tagesausflug statt Hochzeitsfeier

Immerhin hatten wir nun noch etwa 2 Monate Zeit uns damit abzufinden, dass wir am 7. Mai 2016 nicht heiraten würden, aber dennoch einen Ansturm von Freunden und Familie zu erwarten hatten, die die Gelegenheit für einen Kurzurlaub in Irland nutzen wollten. Nun war es also daran das Beste aus der Situation zu machen und uns allen eine schöne Zeit zu bescheren, anstelle Trübsal zu blasen. Schnell war ein Reisebus organisiert und ein zünftiges Pub-Essen gebucht. Zwischendurch eine Tour zum touristischen Highlight Glendalough in den Wicklow Mountains sollte auch “Irland-Neulingen” Geschmack auf einen nochmaligen Besuch machen – zum potenziellen neuen Hochzeitstermin.

Kalte Füβe

Doch so weit sollte es gar nicht kommen. Eine Woche vor unserem usprünglich geplanten Termin war nun auch offiziell die irische Scheidung durch. Allerdings viel zu spät um eine Heirat beim Standesamt anzumelden, geschweige denn eine Hochzeitsfeier auf die Beine zu stellen. Wären da nicht die ermunternden Worte unseres örtlichen Pfarrers gewesen, der bereit war für unsere Gäste, allen voran aber für uns, die kirchliche Trauung durchzuführen. Er kannte uns gut und wusste wie wichtig die religiöse Zeremonie für uns war und auch, dass Familie und Freunde extra anreisten, die mitunter nicht so schnell wieder nach Irland kommen würden. Also beschlossen wir kurzer Hand unsere bisherigen Vorstellungen der Hochzeitsfeier über Bord zu werfen und uns dennoch im Kreise unserer Lieben das Ja-Wort zu geben. Somit stand 3 Tage vor dem 7. Mai die Hochzeit wieder auf dem Plan und eine leichte Nervosität stellte sich ein…

Unbezahlbare Hochzeitsplaner

Wenn man nur 3 Tage Zeit hat, um eine komplette Hochzeit zu planen, sind die Möglichkeiten begrenzt. Man könnte meinen, dass das dem angeblich schönsten Tag im Leben Abbruch tut, aber in unserem Fall war es das Beste, was uns passieren konnte. Statt Sightseeing mit den Verwandten hieβ es nun Ärmel hochkrempeln und loslegen. Alle früher angereisten Gäste bekamen eine Aufgabe zugeteilt und alles fügte sich zusammen als hätte es nie anders sein sollen. Es tat so gut zu sehen, dass alle nach dem ganzen Auf & Ab mit soviel Herzblut dabei waren, um uns einen unvergesslichen Tag zu bereiten.

Der schönste chaotischste Tag in meinem Leben

Der Hochzeitstag begann für mich auf einem zusammengesunkenen Luftbett zu Füβen meines eigenen, in dem ich meine Freundin einquartiert hatte. Hätte ein Fotograf am Morgen Fotos von der “Braut beim Ankleiden” machen wollen, hätte er sich den Weg durch mein kleines und mit Sachen vollgepacktes Apartment bahnen müssen, in dem ich mit Hilfe meiner zwei “Brautjungfern” lachend in mein Kleid stieg. Das obligatorische schwarz-weiβ Bild meines Brautkleides auf dem Kleiderbügel habe ich dank meiner “Starfotografin” Susanne aber trotzdem bekommen – allerdings mit dem an die Wand gelehnten Luftbett im Hintergrund. Und ich hätte es nicht anders haben wollen, denn alles war so herrlich imperfekt, was meiner Perfektionistenseele überraschenderweise unheimlich guttat.

Die Trauung in der Kirche hingegen war dann absolut perfekt – eine wunderschöne Zeremonie im engsten Kreis mit herzerwärmender gesanglicher Untermalung, meinem emotionalen Papa, der mich zum Altar führte, meiner Schwester, die als Trauzeugin in der wenigen Zeit einen groβartigen Job geleistet hatte, einem wunderbar unkonventionellen Pfarrer und seinen wohlgewählten Eröffnungsworten, die meine Freundin Claudia trotz ihrer Kirchenvorbehalte spontan ins Deutsche übersetzte und somit die Sprachbarriere überbrückte.

Unsere kleine “Touristenfuhre” durch die Berge und nach Glendalough fand im Anschluss an die Trauung wie geplant statt – nur dass ich statt Wanderschuhen ein Hochzeitskleid und einen neuen Nachnamen trug. Im Bus gab’s Dosenbier, Knabbereien und Sandwiches, die meine Eltern auf dem Weg zur Kirche noch schnell aus dem Supermarkt geholt hatten. An einem der für mich schönsten Aussichtspunkte Irlands, Sally’s Gap, gab es Sekt aus Plastikbechern und die ersten Hochzeitsbilder mit im Wind wehenden Haaren wurden geschossen. Für die Rede des Brautvaters bot sich ein kleiner Erdhügel mit Blick auf den im Tal liegenden See geradezu an. In Glendalough, vor perfekter irischer Kulisse, entstanden dann unsere offiziellen Hochzeitsfotos. Zurück im Bus ging es beschwingt zum Johnnie Fox’s Pub. Als ich dort aus dem Bus stieg, erwarteten mich regelrechte Begeisterungsstürme, denn offensichtlich mischt sich eine Braut nicht allzu oft unter das “gemeine Pubvolk” in rustikalem Ambiente.

Das Versprechen – eine unendliche Geschichte

Nicht nur mein Mann und ich hatten uns am 7. Mai ein Versprechen gegeben, sondern auch wir dem Pfarrer, dass wir die standesamtliche Trauung unverzüglich in Angriff nehmen würden. Dass es noch einmal fast ein ganzes Jahr dauern würde, ahnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Als wir dann endlich vor die Standesbeamtin traten, zeigten uns ihre Schweissperlen auf der Stirn und ihr leicht nervöses Lächeln, dass sie sich an uns und unsere Geschichte sehr wohl erinnerte. Mein “Nun-bald-auch-offiziell-Ehemann” versetzte die ganze Angelegenheit noch immer so in Rage, dass wir froh sein können, dass sich zu den 3 Scheidungen und 2 Hochzeiten letztendlich kein Todesfall gesellte.




In Wicklow angekommen

Unser erster Sommer im eigenen Haus neigt sich dem Ende und voller Vorfreude sehen wir gemütlichen Herbstabenden am Kamin entgegen. Dennoch trauere ich dem entschwindenden Sommer ein wenig nach, der wie ich finde  – für einen irischen – ausgzeichnet war. Zugegeben sind die Kriterien dafür hier ein wenig anders, aber immerhin kamen kurze Hosen, ein aufblasbarer Swimming Pool im Garten und Sonnencreme darin vor.

Beflügelt vom guten Wetter haben wir enthusiastisch unseren neuen Wohnort nebst Umgebung erkundet und waren wir recht viel unterwegs, im County Wicklow. Dabei haben wir ein paar echte „Perlen“ entdeckt.

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