Die Kunst der Kunst – Violine Sea Craft

13/02/2021
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Meerglas_Violines Sea CraftStrand von Greystones_Bekannte in der FremdeMeerglas_Violines Sea CraftStrand von Greystones_Bekannte in der FremdeMeerglas_Violines Sea Craft

©1-3 Violine Deane, 4: Anke Marquardt

Natürlich ist Schreiben eine Kunst. Zumindest wenn man so schreibt wie Paul Coelho. Würde ich mich als Künstlerin bezeichnen, weil ich einen Irlandblog und ein kleines Projekt unter dem Titel “Bekannte in der Fremde” ins Leben gerufen habe? Eher nicht.

Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für das Schreiben. Bereits in der Grundschule schrieb ich seitenlange Geschichten und durfte sie vor der Klasse vortragen. Sicherlich hatte ich da noch den Vorteil der kindlichen Vorstellungskraft und den Bonus meines jungen Alters. Während einige meiner Klassenkameraden/innen noch mit der Rechtschreibung haderten, brachte ich bereits meine Fantasiewelt zu Papier. Rückblickend schon etwas worauf ich stolz bin.

Die Sache mit dem Schreiben

In der Erwachsenenwelt empfinde ich das Schreiben als eine Herausforderung. Zweifelsohne bringt es mir nach wie vor große Freude. Aber ich finde es schwierig gehört (bzw. gelesen) zu werden. Sei es aufgrund der Fülle an Medien und Informationen. Oder weil meine Geschichten nicht reißerisch genug sind. Dennoch bleibe ich meinem Grundsatz treu und schreibe darüber, was mich interessiert.

So entstand auch die Idee für die “Bekannten in der Fremde”. Wie schon kürzlich in meinem Interview mit dem Greystones Guide erwähnt, finde ich die Geschichten anderer Auswanderer/innen spannend. Warum hat es sie – wie mich – nach Irland verschlagen? Was führte sie in unser Städtchen Greystones? Dabei erfahre ich immer wieder Erstaunliches.

Greystones’ echte Künstlerinnen

In meinem vorherigen Artikel berichtete ich über eine echte Künstlerin – Kris. Sie kreiert unglaubliche Kunstwerke, wie ich sie vorher so noch nicht gesehen habe. Auch in meinem aktuellen Artikel soll es um eine richtige Künstlerin gehen. Ganz anders als Kris, aber nicht weniger beeindruckend, schafft Violine kreative Unikate aus natürlichen Materialien.

Obwohl Violine ursprünglich aus Frankreich stammt, könnte ihre Kunst nicht ‘irischer’ sein. Für Violine Sea Craft verwendet sie ausschließlich Dinge, die sie an den Stränden der hiesigen Küste im County Wicklow findet. In nur kurzer Zeit hat sie sich damit einen Namen in der Gemeinde von Greystones gemacht und verkauft ihre Werke unter anderem in der Boatyard Gallery und auf dem Kilmacanogue Kunsthandwerkermarkt.

Kunst im Blut

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1: Florence Bertin, Taradeau                                                                                                                                                                                                 ©1&3 Courtesy of Violine Deane, 2&4: Anke Marquardt

Violine ist ‘kunstvoll’ aufgewachsen. Ihre Mutter Florence ist selbst Künstlerin und erschafft – ebenfalls aus verschiedenen Materialien – einzigartige Skulpturen . Nicht zuletzt davon inspiriert machte Violine ihr Hobby zum Beruf und gründete im vergangenen Jahr Violine Sea Craft.

“Ich habe schöne Kindheitserinnerungen daran wie wir gemeinsam in der Natur Materialien gesammelt haben”, erzählt mir Violine. “Jetzt mache ich es zusammen mit meinen drei Jungs, denen es genauso viel Spaß macht.”

Violine Sea Craft

Am Kieselstrand von Greystones scheint es wahre Schätze zu geben. Zumindest verwandeln sie sich in solche, wenn Violine sie erst einmal zu ‘Violine Sea Craft’ verarbeitet hat. Aus Steinen, Muscheln, Treibholz und was man sonst am Strand so Natürliches findet, entstehen wundervolle Motive. Dabei sind Violines Kreativität keine Grenzen gesetzt. Aus weißen Steinen werden Möwen. Aus grünem oder blauem Meerglas ‘love birds’. Familien halten sich in den Armen und beobachten Schmetterlinge oder einen Drachen am Himmel. Für jeden Anlass gibt es das passende Motiv bei Violine Sea Craft.

Zusätzlich setzt Violine Bilder auf individuelle Wunschvorstellung um. Für mich fertigte sie bereits drei einzigartige Familienkonstellationen. Ein wunderbar persönliches Geschenk für Familie und Freunde.

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Violine Sea Craft ©Courtesy of Violine Deane

Greystones vs. Provence

Lange bevor Violine mit ihrer ‘Pebble Art’ (=Kieselstein-Kunst) und Violine Sea Craft begann, zog sie mit ihrem Mann und ihrem damals einjährigen Sohn nach Greystones, um näher bei den Schwiegereltern zu sein. “Ich habe mich sofort in den Ort verliebt”, sagt Violine. “Er passte perfekt zu meiner Liebe und Verbindung zur Natur. Außerdem liebe ich es im Meer zu schwimmen. Da gab es für mich keinen besseren Ort als Greystones.”

Und das obwohl Violine an einem Ort aufwuchs, der für mich nahezu perfekt klingt. “Ich wuchs auf einer Ziegenfarm in Taradeau auf”, erzählt mir Violine. “Taradeau ist ein kleines Dorf im Süden von Frankreich. Es ist umgeben von Weinbergen und ‘Kräutern der Provence’. Auf den Hügeln in der Umgebung wachsen Thymian, Rosmarin und Oregano. Überall gibt es lokale Lebensmittelerzeuger und Bauernmärkte, wo Wein, Olivenöl, Honig und vieles mehr angeboten werden. St. Tropez und die Lavendelfelder der Verdon-Region sind wahrscheinlich bekannter. Taradeau liegt genau dazwischen”, klärt mich Violine auf.

Ein guter Grund zum Fortgehen

Ich finde es immer wieder schön zu hören, wie meine “Bekannten in der Fremde” von ihrer Heimat schwärmen. Und das obwohl sie sie für Irland verlassen haben. Manch einer mag sich wundern, wie man die sanften Hügel der Provence gegen das regnerische Greystones eintauschen kann. Auch bei Violine waren es zunächst ganz pragmatische Gründe. Sie wollte einen Sommer lang ihr Englisch in Irland aufbessern. Keineswegs hatte sie die Absicht für immer zu bleiben. Aber Irland hat eben, wie wir “Bekannte in der Fremde” wissen, seine ganz eigene Magie. Selbst dann, wenn man auf einer Bilderbuch-Farm in der Provence groß geworden ist.

Lavender Fields VerdonGoat Farm Taradeau_ProvenceGoat Farm Taradeau_Provence

 ©1: @lucortiz_photoesie: 2&3 Courtesy of Violine Deane

“Bekannte in der Fremde” geben nicht auf

Es war im Sommer 2003 als Violine zum ersten Mal Fuß auf die Grüne Insel setzte. “Mein Englisch war sehr schlecht”, erzählt mir Violine. Ich kellnerte in einem Café. Die Aussprache hier war so anders als ich es von meinem Schulenglisch kannte. Es war hart und ich fand es sehr schwer zu kommunizieren. Durch meine eingeschränkten Sprachkenntnisse war das Arbeiten in Irland eine große Herausforderung.

Aber “Bekannte in der Fremde” geben nicht auf. Das kann ich, nach nunmehr sechs Interviews mit Greystones-‘Blow-Ins’ (= Zugezogenen), bezeugen. Trotz der Sprachbarriere blieb Violine länger in Irland als geplant, weil ihr das Land so gut gefiel. “Einige Jahre später lernte ich meinen irischen Jetzt-Ehemann kennen. Nun habe ich nicht mehr die Absicht nach Frankreich zurückzugehen. Zuerst habe ich in Dublin gewohnt und dann in verschiedenen Ecken südlich der Stadt. In Greystones haben wir uns vor knapp 4 Jahren niedergelassen.”

Es ist kaum zu glauben, dass Violine anfänglich ihre Probleme mit der englischen Sprache hatte. Heute spricht sie fließend mit einem ganz leichten, sehr charmanten Akzent.

Easy-going und Warmherzig

Abgesehen von der Sprache hatte Violine keinerlei Schwierigkeiten sich an die irische Mentalität zu gewöhnen und Kontakte zu knüpfen. “Ich hatte das Glück in Greystones auf Anhieb viele nette Menschen kennenzulernen – in der Nachbarschaft, durch Spielegruppen und am Strand bei meinem täglichen Schwimmen im Meer. Ich fühle mich hier sehr willkommen und von der Gemeinschaft aufgenommen. Das ist etwas, was mir an Irland gut gefällt. Und ganz besonders an Greystones”, sagt Violine.

“Die Iren sind total easy-going und warmherzig”, schwärmt Violine weiter. Und es sieht so aus, als hätten die irischen Männer ihre ganz eigene Anziehungskraft. So wie das irische Wetter das gemeinsame Manko der “Bekannten in der Fremde” zu sein scheint, sind die (männlichen) Iren wohl das Zünglein an der Waage, das uns zum Bleiben bewegt…

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Violine & Simon Deane ©1&3: TheConsciousCamera.com; 2&4 Courtesy of Violine Deane

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