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Leben wie die Carmeniter – Familienurlaub in Irland

Verwirrt von der Überschrift und drauf und dran mich auf den vermeintlichen Tippfehler aufmerksam zu machen? Dranbleiben und weiterlesen, denn ich habe mich nicht verschrieben! Ein wenig geht es in diesem Artikel auch um Spiritualität, aber einem Klosterorden sind wir in unserem Familienurlaub im Co. Sligo nicht beigetreten. Dennoch haben wir einen neuen, sehr inspirierenden Lebensstil für uns entdeckt. Aber alles der Reihe nach!

Familienurlaub Sligo_Carrowkeel

Familienurlaub im eigenen Land

Genauso wie vielen anderen blieb auch uns in diesem Jahr nichts anderes übrig, als den Familienurlaub im eigenen Land zu verbringen. Aufgrund der nach wie vor bestehenden Quarantäneregeln bei der Einreise nach Irland, wussten wir frühzeitig, dass unsere Deutschlandreise diesen Sommer ins Wasser fallen würde. Abgesehen von der Enttäuschung meine Familie nicht sehen zu können, gab es Schlimmeres als den Familienurlaub auf der Grünen Insel zu verbringen. Und so freuten wir uns auf einen Tapetenwechsel ohne großen Reiseaufwand und unseren ersten Familienurlaub zu viert.

Während hier viele vom sogenannten “Staycation-Trend” sprechen, also den Urlaub zu Hause zu verbringen, sahen wir unseren Trip nach Sligo durchaus als richtigen Urlaub an. Immerhin reisten wir einmal quer durch Irland und blieben eben nicht zu Hause, wie der Begriff eigentlich vermuten lässt. Das aber nur zur Begrifflichkeit.

Bevor es jedoch soweit war, galt es zunächst eine geeignete Unterkunft zu finden und das ziemlich auf den letzten Drücker. Da wir gemeinsam mit Freunden fahren wollten, deren 2 Kinder im gleichen Alter wie unsere beiden waren (3 Jahre + 11 Monate), kam nur ein geräumiges Ferienhaus mit 4 Schlafzimmern in Frage. Eine echte Herausforderung in Zeiten des “Staycation”-Boom.

Ich lasse mich taufen!

Schon wieder eine Überschrift zum darüber Stolpern, ich weiß.  Dabei bleibe ich voll und ganz beim Thema “Familienurlaub in Irland”, versprochen!

Denn es stand in der Tat im Zusammenhang mit unserem Urlaub, dass ich endgültig die Entscheidung traf, mich in nächster Zukunft taufen zu lassen. Schon viele Male zuvor hatte ich mich mit verschiedenen Dingen hoffnungsvoll an eine ‘höhere Macht’ gewandt. Dabei ging es nicht nur um so nichtige Sachen wie einen Familienurlaub, sondern lebensverändernde ‘Wünsche’. Dinge, die mich entweder verzweifeln ließen oder die ich mir sehnlichst erhoffte. Als im vergangenen Jahr ein Wunder geschah, wofür ich besonders inständig ‘gebetet’ hatte, geriet mein Gotteszweifel ins Wanken.

Gebete erhört!

Als es nun Mangels passender Unterkunft düster für unseren spontanen Familienurlaub aussah, sandte mein Mann ein Stoßgebet zum Himmel. Er war ausgebrannt von der Arbeit und brauchte dringend eine Auszeit vom Home Office. Auch ich hatte mich nach Wochen des Lockdowns auf einen Ortswechsel und die Zeit mit unseren Freunden gefreut. Enttäuschung machte sich breit, als sich so absolut nichts finden ließ.

Nach tagelanger, erfolgloser Suche, bei der meine Freundin und ich diverse Buchungsportale nach einem Selbstversorger-Cottage durchkämmt hatten, tauchte wie aus heiterem Himmel dieses Traumhaus auf. Zu schön um wahr zu sein, dachte ich mir. Genau das was wir gesucht hatten (eigentlich noch besser) und ausschließlich verfügbar für die 4 Nächte, in denen wir reisen konnten. Davor und danach komplett ausgebucht, weswegen ich eher eine technische Panne als eine glückliche Fügung vermutete.

Doch Johns Gebete waren erhört worden! Mit der Buchungsbestätigung, die kurze Zeit später hereinflatterte, war es besiegelt. Es ging zum Familienurlaub nach Ballymote im Co. Sligo!

Nun war es an mir meine Seite der ‘Abmachung’ einzuhalten. Das freie Traum-Ferienhaus war dabei nur das Zünglein an der Waage meiner Tauf-Entscheidung. Und das sollte nicht das einzige Wunder unseres Familienurlaubs bleiben. Zeit meinen Gotteszweifel endgültig abzulegen!?

Leben wie die Carmeniter_Carmen's & Robert's PlaceLeben wie die Carmeniter_Carmen's & Robert's PlaceLeben wie die Carmeniter_Robert's Garten EdenLeben wie die Carmeniter_Robert's Garten Eden

Ankunft im Paradies

Die Überschrift ist keine religiöse Metapher, sondern eine ziemlich treffende Beschreibung unserer Ankunft in Ballymote und somit der Beginn unseres Familienurlaubs. Nach einer entspannten, knapp 3-stündigen Fahrt durch die irischen Midlands erreichten wir unser Ferienhaus. Wir waren bereits zuvor im Co. Sligo unterwegs gewesen, aber die ländliche Gegend um Ballymote gefiel mir besonders gut. Als wir die Autobahn verließen, ging es über kurvige Landstraßen weiter, die von grünen Büschen und kleinen Steinmauern eingerahmt waren. Rechts und links wechselten sich Schafe und Kühe friedlich grasend auf den saftigen Wiesen ab. Im Kontrast zur flachen Weidelandschaft stand eine für Irland verhältnismäßig hohe Gebirgskette, auf die wir schon seit einer Weile zugefahren waren. Nach einem kurzen, aber kräftigen Regenschauer war die Luft frisch und roch ein wenig nach Landwirtschaft. Abgekühlt hatte es sich aber nicht und es versprach eine laue Sommernacht zu werden. Der perfekte Start in unseren Familienurlaub.

Träumen erlaubt

Es ist ja nicht gerade so, dass wir in einer geschäftigen Großstadt lebten. Wir waren extra auf’s Land gezogen, um von der Natur umgeben zu sein. Unser gemütliches Seebad Greystones schien sich jedoch allmählich in eine mittelgroße Stadt zu verwandeln. Überall schossen neue Wohnsiedlungen und Einkaufszentren wie Pilze aus dem Boden. Zu schnell und zu viel für meinen Geschmack.

Als wir uns 2016 auf Haussuche begaben, hatte ich bereits von einem einsamen Landhaus geträumt. Aus Vernunftgründen entschieden wir uns gegen die Einöde, was gut und richtig war. Aber man wird ja noch träumen dürfen. Und da sehe ich mich weit ab von der Zivilisation in einem Landhaus im Grünen.

Unser Airbnb in Ballymote war genau solch ein Traum von einem Landhaus.

Abendessen im Gewächshaus

Bei unserer Ankunft waren unsere Freunde bereits da und herzlich von unseren Gastgebern in Empfang genommen worden. Zum Abendessen versammelten wir uns um den langen Tisch im gemütlichen Wintergarten, der gleichzeitig als Gewächshaus fungierte. Zwischen duftenden Tomaten- und Gurkenpflanzen tauschten wir die ersten Neuigkeiten aus. Unsere Großen waren viel zu aufgeregt, als dass sie auch nur einen Bissen hinunter bekommen würden. Dabei war ihnen noch gar nicht so richtig bewusst, dass sie die kommenden 4 Nächte zusammen in diesem tollen Anwesen verbringen würden. Familienurlaub mit “Freundschaftsbonus” sozusagen.

Familienurlaub in Carmen's & Robert's PlaceFamilienurlaub in Carmen's & Robert's PlaceFamilienurlaub in Carmen's & Robert's Place

Willkommen im mediterranen Irland

Die Tür, die von der gemütlichen Küche in das Gewächshaus – die sogenannte Orangerie – führte, war mit Weinreben gesäumt. Statt unserer flugs gekochten Spagetti naschten die Kinder lieber die süßen Trauben vom Türrahmen. Auch den Weg zur Terrasse hinaus konnte man sich sozusagen “freinaschen”. Dort standen einladend zwei gemütliche Sonnenliegen vor der Natursteinwand. Der Freisitz hatte beinahe mediterranen Charakter, wozu die 2 Olivenbäume und der üppige Feigenbusch beitrugen. Aber wer brauchte schon das Mittelmeer, wenn beim Familienurlaub in der ländlichen Idylle Irlands alle Annehmlichkeiten bis hin zum sommerlichen Wetter zusammenkamen?

Der Garten (Eden)

Der Herr des Hauses, Robert, hatte mit dem Garten, der unser Gästehaus und sein eigenes miteinander verband, ein wahres Kleinod geschaffen. Alles war außerordentlich gut gepflegt ohne dabei abgezirkelt zu wirken. Überall grünte und blühte es. Nach dem Frühstück am nächsten Morgen ging es für unsere Großen sofort auf Erkundungstour nach draußen. Dort hatten sie jede Menge Platz zum Herumtoben und keine Möglichkeit zu entwischen. Abgesehen davon, dass die nächste befahrene Straße ohnehin fast 1km weit weg war. Somit konnten wir in Ruhe zu Ende frühstücken bzw. ungestört das Essens-Chaos ihrer jüngeren Geschwister beseitigen.

Überhaupt hatten wir an an diesem Morgen keine Eile diesen wunderbaren Garten zu verlassen. Erst gegen Mittag entschieden wir uns zum Strand aufzubrechen, um das gute Wetter zu nutzen. Das musste man in Irland, da man nie wissen konnte, wie lange es anhalten würde. Viel Zeit uns vor unserem Familienurlaub über Aktivitäten in der Gegend zu informieren, hatten wir nicht gehabt. Die Wahl fiel auf Aughris Head am Wild Atlantic Way, was die erste Empfehlung auf der von unseren Gastgebern bereitgestellten Liste war.

Traumstrand Aughris Head

Wir wurden nicht enttäuscht. Trotz unseres späten Starts waren wir einige der ersten, die an dem herrlich breiten Sandstrand eintrafen. Bald sollte sich dieser mit Schwimmern und Sonnenanbetern füllen. Doch wir waren allen zeitlich einen Schritt voraus. Zunächst entflohen wir der Mittagshitze in die angrenzende Beach Bar, um erst einmal die hungrigen Mäuler zu stopfen. Als das Pub dann immer mehr Ausflügler anzog, verkrümelten wir uns frisch gestärkt an den Strand. Besser hätten wir es nicht planen können, selbst wenn wir es versucht hätten.

Familienurlaub Sligo_Aughris HeadFamilienurlaub Sligo_The Beach BarFamilienurlaub Sligo_Aughris HeadFamilienurlaub Sligo_The Beach Bar

Irische Atlantik-Premiere

Zum Strand in Irland keine Badesachen mitzunehmen, ist eigentlich nichts ungewöhnliches. Zumindest nicht für mich. John hatte seinen Neoprenanzug dabei und freute sich auf die kühlen Fluten. Dass das Wasser hier so viel wärmer sein würde als bei uns an der Ostküste, hatte ja keiner ahnen können. Das konnte auch ich mir nicht entgehen lassen. Nach kurzem Zögern hüpfte auch ich trotz fehlender Badebekleidung durch die seichten Wellen. (Nein, nicht in deutscher FKK-Manier, sondern mit improvisierter Körperbedeckung!)

Zwar war ich bei einem Surf-Trip vor 6 Jahren schon einmal im irischen Atlantik gewesen, aber da hatte mich ein Neoprenanzug vorm Erfrieren bewahrt. Deshalb war das wohl meine Bade-Premiere in Irland und ein weiteres Wunder unseres Familienurlaubs.

Der perfekte Abschluss eines perfekten Tages

Als wir nach diesem herrlichen Strandtag wieder an unserem Ferienhaus ankamen, hatte Robert schon den urtümlichen Steingrill im Garten angeworfen. Während sich das Feuerchen warm knisterte, bereitete die Dame des Hauses (übrigens eine Deutsche!) leckeren Kartoffelsalat und andere Köstlichkeiten vor. Die Kinder wurden mit Feuerholz holen beschäftigt, während wir in aller Ruhe einen Schwatz mit unseren Gastgebern hielten.

Als es dunkel wurde, eröffnete sich uns ein klarer Sternenhimmel, der an diesem einsamen Fleckchen Erde durch nichts getrübt (oder vielmehr beleuchtet) wurde. Ebenso wie die absolute Stille, durch die lediglich das leise Muhen der Kühe auf dem Nachbarfeld und unser schallendes Gelächter tönte. Dank des milden Sommerwetters saßen wir bis weit in die Nacht hinein in kurzen Sachen im Freien. Eine absolute Seltenheit in Irland! Noch ein Urlaubswunder oder doch nur der Golfstrom, der uns an der irischen Westküste diese grandiose Spätsommernacht bescherte?

Top-Tipp für Kinder und Erwachsene

Für den nächsten Tag hatten wir uns ein nahegelegenes Vogelreservat mit Flugshow als Ausflugsziel ausgeguckt. Es war gar nicht so einfach die Kinder aus dem Garten loszueisen, wo sie eifrig damit beschäftigt waren ‘Salat’ aus Roberts Himbeersträuchern zu machen. Als wir endlich alle im Auto hatten, schlief unser Großer auf der kurzen Fahrt bis zum eagles flying ein und wachte auch während der äußerst unterhaltsamen Flugshow nicht auf. Aber auch danach gab es noch Gelegenheit die “Harry-Potter-Eule” und andere imposante Raubvögel aus nächster Nähe zu betrachten.

Nichtsdestotrotz waren eher die Tiere mit Fell im angrenzenden Streichelzoo das Highlight für die Kiddis, wo wir ausgiebig viel Zeit verbrachten. Und so kamen auch am zweiten Tag unseres Familienurlaubs alle auf ihre Kosten. Ein großes Dankeschön an das Team von eagles flying, das den Nachmittag auch für uns Erwachsene zu einem echten Erlebnis gemacht hatte. Absolut empfehlenswert für Groß und Klein!

Sligo aus der Vogelperspektive

Der Trip zum Vogelreservat war nur schwer zu toppen. Und dennoch fanden wir, dank Roberts Empfehlung, einen weiteren und auf ganz andere Weise beeindruckenden Ort. Dieses Mal sahen wir Sligo aus der Vogelperspektive.

Es ging zu den Hügelgräbern von Carrowkeel in den Bricklieve Mountains. Aber Achtung, es gibt ein weiteres Carrowkeel, das sich in etwa gleicher Entfernung, aber entgegengesetzter Richtung von Ballymote, unweit vom Megalithenfriedhof Carrowmore, befindet. Unsere Freunde hatten das schmerzlich erfahren müssen, als sie das falsche Carrowkeel ansteuerten und die doppelte Strecke mit nörgelnden Kindern auf dem Rücksitz zurücklegen mussten.

Doch es lohnte sich allemal! Ebenso die kurze, kinderwagenfreundliche Wanderung zum Fuße des Hügels, auf dem sich drei intakte, über 5000 Jahre alte Ganggräber befanden. Von hier aus bot sich uns – trotz eingetrübter Sichtverhältnisse –  ein atemberaubender Blick über die Seen und grünen Felder von Sligo.

Carrowkeel Hügelgräber Irland

Newgrange in Miniatur

Um zu den Grabhügeln aus Stein zu gelangen, mussten wir den Gipfel des Hügels erklimmen. Das war mit ein wenig Kraxelei verbunden, aber mit den Kindern (allerdings ohne Kinderwagen) durchaus machbar. In einer Linie erbaut, ragten die drei steinernen Kuppeln aus dem Gras heraus. Eine vorbeigehende Wanderin erklärte mir, dass Carrowkeel nicht die einzigen, auf einer Bergspitze erbauten Megalithengräber in der Gegend seien. Sie zeigte auf den uns gegenüberliegenden Berg, auf dem ich in der Ferne einen weiteren Steinhügel ausfindig machen konnte. Dabei handelte es sich um Knocknarea, das Grab der Königin Maeve, auf 320 Metern Höhe.

Was für ein Juwel wir mit Carrowkeel inmitten in der einsamen, irischen Natur entdeckt hatten. Während sich in Newgrange Schlangen von Besuchern bildeten, um einen Blick durch die berühmte Dachluke zu werfen, lernten unsere Kinder auf abenteuerliche und ganz ‘un-touristische’ Weise einen viel magischeren und ebenso spirituellen Ort kennen. Daumen hoch für die Tauglichkeit als Familienurlaubs-Ziel.

(Anm.d.R.: Wie bereits in “Verlassen in Irland” beschrieben, ist es für mich schwer nachvollziehbar, wie sich mancherorts ein Massentourismus herausbildet, während anderswo ein ebenso großes (touristisches) Potenzial einfach so sich selbst überlassen wird. Zum Glück!)

Selbstversorger-Wellness

Und wieder endete der Tag wie er schöner nicht hätte enden können. Zumindest für die Mädels unserer kleinen Reisegruppe. Denn wir hatten uns für eine Massage in unseren eigenen vier Airbnb-Wänden eingebucht. Dazu wartete unsere Gastgeberin in einem gemütlichen Zimmer in der oberen Etage auf uns. Die entspannende Ganzkörpermassage war ein wahrer Genuss. Bei der indischen Kopfmassage konnte ich sogar die Geräuschkulisse unserer lärmenden Kinder ausblenden, die John zeitgleich unter vollem Körpereinsatz ins Bett brachte.

Wo gibt es das schon? Eine Wellness-Behandlung vor Ort, in einem Selbstversorger-Familienurlaub? Ein würdiger Abschluss unseres unvergesslichen Kurztrips.

Die Nachwirkungen

Als wir am nächsten Tag zu Hause ankamen (die Kinder hatten die gesamte Fahrt über durchgeschlafen), waren wir tiefenentspannt. Einmal mehr wurde uns bewusst, wie sehr wir beide diese Auszeit gebraucht hatten. Trotz des üblichen Familienurlaubs-Chaos mit kurzen Nächten und jeder Menge Trubel hatten wir unsere Batterien aufladen können. Wir strotzten geradezu vor Energie und Inspiration.

Unsere Ankunft zu Hause in Wicklow wurde von monsunartigem Regen begleitet, der für mich spürbar das Ende unseres Familienurlaubs einläutete. Als John die Haustür öffnete, merkte er an wie klein unser Haus im Vergleich zu Carmen’s & Robert’s Country House Retreat war. Unser Ehebett wirkte gegen die Himmelbetten im Ferienhaus geradezu mickrig. Aber es war gar nicht so sehr die Größe gewesen, die mich an unserer Unterkunft in Ballymote so beeindruckt hatte. Es waren die vielen, liebevollen Details und gemütlichen Rückzugsorte, die dem modernsierten Farmhaus seinen ganz besonderen Charme verliehen. Auch wir wollten unser Haus “carmenisieren”, wie wir es scherzhaft in Anlehnung an die Dame des Hauses nannten.

‘Carmanter’ geht es nicht

Bei Carmen hatten wir uns tatsächlich noch einiges abgucken können, was Dekoration und vollendete Perfektion anging. Zwar waren wir mit Kleinkindern im Hinblick auf delikate Zierobjekte etwas eingeschränkt, aber das konnte meiner Euphorie für den neu entdeckten Wohnstil keinen Abbruch tun. Das was Carmen  und Robert geschaffen hatten, ging weit über eine zweckmäßige Ferienunterkunft hinaus. Es fehlte an nichts und dennoch war alles ganz praktisch durchdacht. Verschiedene, perfekt aufeinander abgestimmte Einrichtungsstile vermischten sich hier zu einer Oase der Erholung und zum Seele baumeln lassen. (M)Ein absoluter Traum von einem irischen Landhaus!

Leben wie die Carmeniter_Charming LandhausFamilienurlaub in Carmen's & Robert's PlaceLeben wie die Carmeniter_Charming LandhausLeben wie die Carmeniter_Charming Landhaus

Ich werde ‘Carmeniter!’

Selbst Carmens und Roberts Lebensstil war im Einklang mit dem, was ihr Zuhause vermittelte. Ein Leben, das ich vorher nur aus romantisierten Rosamunde-Pilcher-Filmen kannte. Ursprüngliches Landleben, verbunden mit angenehmem Komfort und Rückbesinnung auf das Wesentliche. Dazu gehörten der wöchentliche Ausflug zum Bauernmarkt, um lokale Bio-Produkte einzukaufen, selbstgebackenes Brot, Obst und Gemüse aus Eigenernte sowie frische Gartenblumen überall im Haus. Ihren gesunder Lebensstil, gepaart mit einer eben so gesunden Einstellung zum Leben und in dieser paradiesischen Umgebung waren erstrebenswert. Die interessanten Gespräche mit Carmen und Robert sowie unser kurzer Aufenthalt in dieser ganz eigenen kleinen Welt haben mir das erneut bewusst gemacht.

Familienurlaubs-Fazit

Unser Familienurlaub in Sligo hat mir so viel mehr als nur eine tolle Zeit mit Familie und Freunden beschert. Nämlich meine eigene Sauerteigkultur mit der ich seitdem stolz backe, so wie Carmen. Nein ganz im Ernst, die wenigen Tage gaben mir so viel Auftrieb und Inspiration wie schon lange nicht mehr.

Die geselligen Nächte mit unseren Freunden am Lagerfeuer, in denen wir so viel gelacht haben. Auch mal ‘Quality Time’ unter Erwachsenen zu haben, bei der es um andere Dinge als nur die Kinder ging. Bei sommerlichen Temperaturen bis spät im Garten zu sitzen, umgeben von all den herrlichen Gerüchen (einschließlich dem des Grills!). Die gemeinsamen Aktivitäten, an denen jeder seine Freude hatte. Eine so wunderschöne Region Irlands besser kennenzulernen und Neues über Land und Leute zu erfahren. Das Gefühl bei eigentlich Fremden so herzlich willkommen und aufgenommen worden zu sein. Wir kommen wieder, ganz bestimmt!




Als Tourist in der Heimat unterwegs

Vom Rucksacktouristen zum “Pack-Esel”

Als ich dieses Jahr unseren Urlaub plante, war alles anders. Ich war nie wirklich ein Weltenbummler gewesen, aber anstelle eines schicken Hotels durfte es schon gern mal ein Zelt bzw. Hostel sein und statt eines Autos das Fahrrad. Auβerdem musste nicht alles bis in kleinste Detail geplant oder vorgebucht sein. Am Morgen aufstehen mit nicht mehr als einem groben Plan wohin die Reise gehen sollte, war selbst für mich unspontane Person im Urlaub ein willkommenes Abenteuer.

Beim ersten Familienurlaub mit Kleinkind kann gar nicht genug geplant werden. Alles sollte gut organisiert und so wenig wie möglich dem Zufall überlassen werden. Uns auf ein passendes Reiseziel zu einigen, war da eindeutig die kleinste Herausforderung. Denn was bietet sich besser an als ein Heimatbesuch, bei dem man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt: Ich kenne mich aus und wir ersparen uns die Eingewöhnungsphase; ich zeige meinen beiden Männern meine Heimat, von der sie bislang noch nicht allzu viel gesehen haben; und zu guter letzt besteht die Hoffnung auf ein paar Abende für meinen Mann und mich zu zweit, sobald sich die Groβeltern auf das Enkelkind stürzen.

Eine gröβere organisatorische Hürde stellte hingegen die Frage des Gepäckumfanges dar. Ich hatte mich stets damit gerühmt mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Alles was auf Reisen nicht absolut notwendig war, blieb zu Hause. Doch selbst wenn ich diesem Grundsatz beim Familienurlaub treu blieb, kamen wir nicht mit weniger als drei Koffern aus. Immerhin kam mir meine Fähigkeit des minimalen Packens zu Gute und unser Reisegepäck fiel überschaubar aus.

Auf völlig unbekanntem Terrain bewegte ich mich allerdings, als es um das Finden einer geeigneten Unterkunft ging. Während ich eher etwas schlichtes, verschlafenes im Sinn hatte, warf mein Mann ein, dass es auf jeden Fall genügend Unterhaltungsmöglichkeiten für uns und den kleinen Racker geben sollte. Denn bei allem Fokus auf kinderfreundlich sollte die Woche, bevor es zu meiner Familie ging, auch für uns Urlaub und ein Tapetenwechsel zum heimischen Garten sein.

Nun war es also an mir die Interessen unserer Kleinfamilie in einem einzigen Ferienobjekt zu vereinen, darüber hinaus die Verwandschaft mit einem angemessen langen Aufenthalt zu bedenken und das alles unter Berücksichtigung vertretbarer Fahrtzeiten bei sommerlichen Temperaturen. Das war trotz jahrelanger Erfahrung in der Reiseplanung meine gröβte Herausforderung.

Wir lassen die Kuh fliegen

Ende Juni war es soweit – nach einer mehr oder minder anstrengenden Anreise kamen wir gegen Abend im Dorfhotel Fleesensee an der Mecklenburgischen Seenplatte an. Auf dem Weg zu unserem Apartment – das Gepäck nebst Kind im eigens dafür zur Verfügung gestellten Bollerwagen im Schlepptau (geniale Idee!) – legten wir direkt einen Stopp an dem hübschen, selbstbedienbaren Kinderkarussell ein. Das erste Highlight für unseren Urlaubsneuling. Unsere Ferienwohnung war sehr geräumig, stilvoll eingerichtet und absolut kindersicher. An Schlafen war trotz fortgeschrittener Stunde mit unserem überdrehten Kind jetzt nicht zu denken. Was soll’s, wir hatten Urlaub und so war auch für uns noch ein erstes Highlight in Form eines gemeinsamen Begrüβungscocktails an der Bar drin.

Das “Erwachen”, im wahrsten Sinne des Wortes, kam am nächsten Morgen beim Frühstück als eine tanzende Kuh die Kinder zum “Clubtanz” abholte. Mein Mann und ich schauten uns schmunzelnd an und ohne dass wir auch nur ein Wort sagen mussten, wussten wir was dem anderen durch den Kopf ging: Statt langer Partynächte und lauter Musik am Abend gab es nun einen fast ebenso hohen Lärmpegel am morgendlichen Familienbuffet und das “Abrocken” erfolgte zu eingängigen Kinderliedern unter Anleitung eines überdimensionalen Maskottchens. Unserem Sohn gefiel’s…

Unterschiedliche Auffassungen von “familienfreundlich”

Um gleich bei den Vorteilen eines Familienhotels zu bleiben, Kinderbetreuung war im Dorfhotel inklusive! Die Chance, für die sonst bei diesem Thema so unentspannte “Mama”, das im Urlaub mal ganz entspannt auszuprobieren. Gesagt, getan – Junior ging am Vormittag für 3 Stunden in den Kid’s Club und die Eltern endlich mal wieder nur als Paar in die angrenzende Therme. Alle waren begeistert, selbst die Betreuerin vom so artigen 1-Jährigen und der wiederum von Spielsachen & Co.

Euphorisch meldeten mein Mann und ich uns auch gleich für den nächsten Tag zum Squash spielen an. Auf dem Weg dorthin klingelte das Handy und die Kinderbetreuerin war dran, im Hintergrund unverkennbar das aufgebrachte Weinen unseres Zwerges. Könnte er schon sprechen, hätte er uns sicherlich verklickert, dass “familienfreundlich” nicht hieβ, dass Aktivitäten fortan ohne ihn stattfänden. Und so gab es uns ab sofort im Urlaub wieder nur im Dreier-Pack.

Verkehrte Welt

Während in Irland eine Hitzewelle das Schlauchverbot auslöste (Leute waren angehalten ihre Nachbarn zu verpfeifen, wenn sie ihren Garten bewässerten), kamen wir strandtechnisch an der Müritz so gar nicht auf unsere Kosten. Neben Wanderungen, Tierparkbesuchen und Bummeln an diversen Hafenpromenaden, hatte ich uns natürlich u.a. Kleckerburgen bauend am Seeufer gesehen. Das kühle Wetter machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung und erst pünktlich zu unserer Abreise aus dem Feriendomizil kroch die Sonne wieder aus ihrem Versteck. Nicht nur dass ich mich wochenlang vorm Urlaub umsonst gesorgt hatte, wie wir es wohl bei 30 Grad ohne Klimaanlage in einem Ferienhaus aushalten würden; nein, wir hatten auch noch die einzige Woche in Irland verpasst, in der es mal wärmer als in den meisten Teilen Europas war. Aber unser Deutschland-Trip war ja noch nicht vorbei und wir freuten uns nun auf den Besuch bei meiner Familie.

Die Geschichte mit der Kartoffel

Um unsere lange Fahrtstrecke ein wenig aufzulockern, schaute ich mich nach passenden Sehenswürdigkeiten en-route um. Nach Möglichkeit sollte es etwas sein, das man als “Tourist” unbedingt gesehen haben muss, wenn man in Deutschland unterwegs ist. Während ich noch grübelte, was sich da auf halber Strecke zwischen Meck-Pomm und meiner Heimat Nordsachsen wohl anbot, tauchte das Schild für die Autobahnausfahrt Potsdam auf und ich beschloss meinen beiden Iren das Schloss von Sanssouci zu zeigen. Mich selbst hatte es schon als Kind immer wieder begeistert und ich erinnerte mich, dass es auch bei meinen Eltern meist auf der Agenda stand, wenn ausländische Gäste zu Besuch waren. Perfekter Ort und perfektes Timing also für einen Stopp. Gedanklich bereitete ich mich darauf vor, stolz die Rolle des Reiseleiters zu übernehmen und meinem Mann ein paar Fakten über die Geschichte meines Heimatlandes anhand dieses herrlichen Bauwerkes näherzubringen. Ein paar zusammenhangslose “Brocken” und Jahreszahlen schossen mir in den Kopf, nichts womit ich jemanden hätte beeindrucken können. Dann fiel mir die Geschichte mit den Kartoffeln ein, die immer verstreut auf der Grabplatte Friedrichs des Groβen im Schlosspark lagen. Auf die Frage hin, warum das denn so sei, antwortete ich meinem Mann wie aus der Pistole geschossen “Na weil er sie erfunden hat”. Und erneut waren wir uns einig, dass ich als Touristikerin wohl die schlechteste Reiseleiterin überhaupt bin.

Loslassen

Trotz meiner verstärkten Übersetzertätigkeit am Familientisch war der Besuch bei meinen Eltern für mich zwanglos und entspannend. Die Temperaturen waren inzwischen wieder in sommerliche Höhen geklettert und der paradiesische Garten meiner Eltern bot genügend Platz zum Zurückzuziehen. Auch das Gefühl, dass ich ständig die Augen nach unserem agilen Zwerg aufhalten musste, fiel langsam von mir ab. Sobald ich mich nach ihm umschaute, stellte ich beruhigt fest, dass Oma und Opa sich ganz vertieft mit ihm beschäftigten. Es war ungewohnt für mich einfach so aufstehen zu können und mich kurz vom Junior zu entfernen, ohne die Umgebung nach möglichen Gefahrenquellen abzuscannen. Mit der Zeit wurde ich mutiger und am Ende schafften mein Mann und ich es sogar zweimal abends allein auszugehen. Danke nochmal an die Groβeltern!

Wenn die Heimat nicht mehr das Zuhause ist

Wenn ich in meiner Heimatstadt Torgau unterwegs bin, habe ich oft das Gefühl ein Gast in einer gewohnten Umgebung zu sein. Andererseits ist es wie eine Reise in die Vergangenheit, die an jeder Ecke Erinnerungen hervorbringt.

Als mein Mann und ich abends zum Essen ausgingen, steuerte ich wie selbstverständlich auf die Sparkasse am Markt zu, die 24 Stunden geöffnet hat und mir früher öfter zu einem letzten Absacker verhalf, wenn ich als Teenager auf Kneipentouren mal wieder nicht genug Bargeld dabei hatte (sie lag praktisch auf dem Weg zwischen meinen Stammkneipen). Erst als sich die Tür nicht wie gewohnt öffnen lieβ, bemerkte ich das Schild, dass die Filiale bereits seit 2017 geschlossen war. Eigentlich keine groβe Sache, aber ich war ganz kurz wie vor den Kopf gestoβen. Sie war quasi eine Institution für mich, in der ich oft noch schnell Geld gezogen hatte, obwohl ich schon spät dran war, um mich mit einer Freundin auf einen Kaffee zu treffen. Nicht selten hatte ich hier verdutzt auf meinen Kontoauszug geschaut um die eine oder andere Abhebung aus den frühen Morgenstunden nachzuvollziehen. Manchmal ging ich nur hinein, um nicht in der Kälte warten zu müssen oder die verspiegelte Wand für einen letzten Check vor dem Ausgehen zu nutzen. Und jetzt war der kleine, eigentlich unbedeutende Raum mit dem Geldautomaten in der Mitte zu. Und das schon seit fast 1 Jahr, was demnach bedeutete, dass ich schon länger nicht mehr vor dieser Tür gestanden hatte – wie die Zeit vergeht!

Für den Moment hatten wir aber genug Geld dabei, um in einem meiner ehemaligen Stammlokale noch einen Drink in der Abendsonne zu genieβen. Der Biergarten mit dem herrlichen Blick über die Elbe war wie immer. Allerdings sah ich, nicht wie sonst, auch nur ein einziges bekanntes Gesicht, abgesehen mal von den Kneipenwirten. Wenigstens hörte ich um mich herum den mir vertrauten Dialekt. Ich wendete mich den Leuten am Nachbartisch zu um sie etwas zu fragen. Als ich ihre Antwort akustisch nicht auf Anhieb verstand und sie bat sie zu wiederholen, hörte ich plötzlich jemand anders sagen: “Du musst Englisch sprechen, die verstehen dich nicht.”. Mir verschlug es im wahrsten Sinne des Wortes kurz die Sprache und die noch nicht einmal richtig zustande gekommene Unterhaltung war abrupt beendet. Noch nie war ich mir mehr wie ein Tourist in meiner eigenen Heimatstadt vorgekommen als in diesem Moment…