Bekannte in der Fremde – Wir sind Greystones

17/06/2020
Bekannte in der Fremde
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“Bekannte in der Fremde” ist mein erster Gehversuch in der Welt des Journalismus. In meinem Blog drehte es sich bislang um meine Person und mein Leben als deutsche Auswanderer-Mami in Irland. Kürzlich versuchte ich mich zudem an zwei Fotoprojekten rundum Bäume und verlassene Orte. Neben dem Schreiben zwei weitere Interessen von mir. In diesem und den folgenden Blog-Posts soll es nun um Menschen und ihre Geschichte gehen.

Die ‘Blow-Ins’ (= Die ‘Hineingeschneiten’)

Genau genommen geht es um Menschen, die ebenso wie ich aus einem anderen Land nach Irland, und insbesondere in meinen Wohnort Greystones gekommen sind. Warum gerade Irland und aus welchen Beweggründen haben sie ihr Heimatland verlassen? Ein Thema, was mich schon immer interessiert hat und das ich nun zum Gegenstand einer kleinen Blog-Serie unter dem Namen “Bekannte in der Fremde” machen möchte. Ich konnte dafür “Greystonians” aus unterschiedlichen Ländern gewinnen und freue mich sehr ihre Geschichte erzählen zu dürfen.

Außer dass wir alle “Bekannte in der Fremde” sind, haben wir einen gemeinsamen Lebensmittelpunkt: unsere Familie. Zumindest haben wir uns (fast alle) über die Kinder kennengelernt und das allein verbindet. Es ist nicht verwunderlich, dass wir uns im familienfreundlichen Greystones gefunden haben. Einem attraktiven Küstenstädtchen im County Wicklow, reichlich eine halbe Autostunde südlich von Dublin gelegen.

Ein paar Worte zu Greystones

Bevor wir Ende 2016 nach Greystones zogen, war ich genau zweimal vorher als Besucher in dem Örtchen am Meer gewesen. Beide Male war ich den Küstenwanderweg vom Nachbarort Bray bis nach Greystones gelaufen. Auf halber Strecke, vom Bray Summit aus, hat man einen herrlichen Blick über die Dublin-Bucht. Beide Orte sind gut  mit der DART, dem irischen Pendlerzug, von Dublin aus zu erreichen. Das habe ich mir bei meinen Dublin-Aufenthalten oft zu Nutze gemacht, um der geschäftigen Hauptstadt kurz für einen Spaziergang an einem der umliegenden Strände zu entfliehen.

Die Haupt-(Straßen) Attraktion

Das einzige woran ich mich in Greystones so richtig erinnern konnte, war das Gastro Pub Burnaby auf der Hauptstraße. Auf dem Freisitz hatte ich damals einen kühlen Cider nach der Wanderung auf dem Küstenweg genossen. Damit war ich in bester Gesellschaft, denn viele nutzten den Cliff Walk oder Greystones als Wochenendausflugsziel.

Obwohl Greystones etliche Restaurants und für jeden Geschmack etwas zu bieten hat, reihen sich die meisten Besucher in der stets langen Warteschlange vor dem Happy Pear ein. Da gibt es nicht nur gesundes Essen, sondern die Besitzer selbst haben mit ihren vegetarischen Gerichten und Kochbüchern (inter-)nationale Berühmtheit erlangt.

Neben den kulinarischen Highlights ist der Strand die Hauptattraktion von Greystones. Während es in der windgeschützten Bucht ‘The Cove’ dank zahlreicher Sonnenanbeter und Schwimmer oft eng wird, ist am grobkörnigen Strand von Greystones genug Platz für alle. Der ehemals verschlafene Fischerhafen hat sich inzwischen zu einer modernen Marina mit exklusiven Immobilien gewandelt. Mondän zum Flanieren, zum Wohnen ein bisschen zu viel Beton in meinen Augen (wortwörtlich!).

Wohnen wo andere Urlaub machen

…sagt mein Mann John jedes Mal, wenn wir in Greystones unterwegs sind. Mehr ist dem eigentlich nicht hinzuzufügen. Wir haben das Meer auf der einen und die Berge auf der anderen Seite. Den 501 m hohen Berg The Great Sugar Loaf können wir fußläufig erreichen. Mit dem Wicklow Mountain Nationalpark haben wir eines von Irlands Wanderparadiesen direkt vor der Haustür.

Unsere Umgebung bietet genau das, was Deutsche wohl als ‘typisch irisch’ bezeichnen würden: Küste, malerische Hügel und Seen, ein paar Schafe hier und da, sowie tiefgrüne Wälder. Während das allein schon Grund genug ist nach Greystones zu ziehen, gibt es zudem viele Angebote und Aktivitäten für Kinder. Neben Wander- und Naturparadies also auch eins für Familien.

Kleinstadt – Multikulti

Wer sind nun also diese Menschen, die in Greystones leben und um die es in “Bekannte in der Fremde” gehen soll? Es sind Menschen, denen man häufig im Ort begegnet. Zumeist haben sie Zeit für ein kleines Schwätzchen oder rufen zumindest ein freundliches “How are ya?” über die Straße. Sie nehmen am gesellschaftlichen Leben teil und bringen sich ein, wo sie können. Ich denke, ich kann Greystones getrost als “multikulti” bezeichnen. Und das ganz ohne die Anonymität einer Großstadt. Stattdessen kennt man sich untereinander. Das vermittelt ein großartiges Zusammengehörigkeitsgefühl, was mich hier besonders heimisch fühlen lässt.

Zuhause ist da wo das Herz ist

Bevor jede einzelne “Bekannte in der Fremde” in einem Blog-Artikel “Rede und Antwort” steht, noch ein paar Worte über mich. Das meiste findet sich allerdings schon in den Geschichten auf meinem Blog oder unter der Rubrik Über mich. Als ich 2008 das erste Mal Fuß auf irischen Boden setzte, wusste ich noch nicht, dass ich hier einmal dauerhaft landen würde. Viel ist passiert, bevor ich im Januar 2014 den Schritt des Auswanderns wagte. Nun kann ich mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass ich die Insel nicht wieder verlassen werde (außer um Familie & Freunde zu besuchen und zum Reisen natürlich).

Das Schicksal, oder wer da auch immer seine Finger im Spiel hatte, hat es gut mit mir gemeint und mir in Irland den Weg geebnet. Ich hatte einzig und allein auf mein Bauchgefühl vertraut und war, entgegen jeglicher Vernunft, nach Irland gegangen. Der Rest ergab sich ganz wie von selbst. Das soll nicht heißen, dass es immer einfach war. Aber die Steine, die mir in den Weg gelegt wurden, konnte ich mühelos beseitigen. Es sollte wohl so sein.

Warum Irland?

Diese Frage habe ich bereits in einem Blogartikel unter dem selben Titel beantwortet (als Gastbloggerin bei Die Blaue Banane). Während es darin um meine anfängliche Motivation des Auswanderns ging, gibt es inzwischen für mich noch viel mehr Gründe in Irland zu bleiben: Meinen liebevollen irischen Ehemann John, zwei halb-irische Kinder (für John sind sie 100% irisch) und unser Traumhaus im Co. Wicklow.

Beruf vs. Berufung

Dass ich bereits in Deutschland für den irischen Tourismus tätig war, half natürlich ungemein bei der Jobfindung in Irland. Als ich vor 6 1/2 Jahren auf die Insel zog, hatte ich einen festen Arbeitsvertrag bei einer großen irischen Incoming-Agentur in der Tasche. Wenige Monate später bekam ich ein noch besseres Angebot und wechselte zu einer kleineren Firma.

Nach der Geburt unseres ersten Kindes wurde mir schnell klar, dass ich nicht wieder in meinen alten Job zurückkehren wollte. Genau genommen kann ich mir bis jetzt keine andere Tätigkeit vorstellen als Vollzeit-Mama zu sein. Seit über 3 Jahren bestreiten wir nun schon unseren Alltag als eine Home-Office-Familie. Gelegentlich übernehme ich kleinere Projekte für meine ehemalige Arbeitgeberin in Deutschland.

Emotionaler Rückblick

Die Entscheidung nach Irland auszuwandern habe ich ganz bewusst getroffen, weil ich mich als Studentin während eines 6-monatigen Praktikums in die Insel verliebt hatte. Ich wollte also nicht zwangsläufig weg aus meiner Heimat, sondern einfach nur in Irland leben. Es war kein Umzug der Liebe wegen (abgesehen von der Liebe zu Irland) und nicht aus beruflichen Gründen. Zu diesem Zeitpunkt war ich so ungebunden wie nie zuvor in meinem Leben. Das hat sicherlich alles dazu beigetragen, dass ich mich hier so gut eingelebt habe.

Denn egal was mich erwartete, ich war “aus freien Stücken” nach Irland gekommen. Mein Aufenthalt war an keinerlei Bedingungen gekoppelt und ich stand dem Ganzen offen gegenüber. Nichts desto trotz war auch für mich aller Anfang schwer. Oder besser gesagt schwergängig, vor allem was das Kontakte knüpfen anbelangte. Der innere Schweinehund, den es zu überwinden galt, war leider nicht in Deutschland geblieben.

Fragen beantwortet

Wenn man über das Auswandern nachdenkt, hat man oft viele Fragen im Kopf. Ich hoffe mit meiner Serie “Bekannte in der Fremde” einige davon beantworten zu können. Schlichtweg indem Menschen mit einer ähnlichen (Auswanderer-)Geschichte ihre Erfahrung teilen.

Zum anderen ist es eine tolle Gelegenheit für Leute aus Greystones ihre Mitmenschen besser kennenzulernen und einem vielleicht schon bekannten Gesicht eine Geschichte zuzuordnen.

Zu guter letzt finde ich es schön, dass meine Familie und Freunde in Deutschland erfahren, wer hier Teil meines alltäglichen Lebens ist und mir in der Ferne ans Herz gewachsen ist.

Was mich angeht, habe ich bereits zuvor ein paar typische Auswandererfragen beantwortet. Ob ich noch einmal nach Irland auswandern würde, steht ebenfalls auf meinem Irland-Blog.

Coming Soon

Dann bleibt zu meiner Person eigentlich nichts weiter zu sagen und wir können uns direkt meiner Landsmännin und Freundin Anja als erste “Bekannte in der Fremde” widmen. Als wir uns das erste Mal begegneten, machten wir eine freudige Feststellung, die uns das Kennenlernen sogar noch erleichterte. Mehr dazu und zu Anjas Geschichte im nächsten Artikel!

Wenn du selber in Greystones lebst, ursprünglich aus einem anderen Land kommst und gern bei “Bekannte in der Fremde” mitmachen möchtest, dann schreib mir eine Nachricht oder hinterlasse einen Kommentar unter dem Artikel. Ebenso bei individuellen Fragen rund ums Auswandern, das Reisen in Irland oder dem Alltag als (Vollzeit-) Mami. Auch Kritik oder das Ergänzen eigener Erfahrungen sind willkommen.

Viel Spaß beim Lesen von “Bekannte in der Fremde”. Coming soon!

2 Comments

  1. Daniela Bosshard

    Wow das liest sich wirklich super😍 wir ( mein Mann, unsere Tochter und ich)spielen auch mit dem Gedanken nach Irland auszuwandern. Es fehlt uns noch das kleine stücken Mut um für uns diesen grossen Schritt zu wagen… wir haben ein schönes Leben in der Schweiz aber unser Herz zieht mich und meinen Mann nach Irland. Bei unserer Tochter(8Jahre) sieht es ein bisschen anders aus und ich denke das ist auch der Grund warum wir es noch nicht gewagt haben. Ich bin zu der Erkentiniss gekommen das es nicht planbar sein wird uns aber das Schicksal der richtige Zeitpunkt zeigen wird😍 mit lieben Grüssen Daniela Bosshard

    • Sylvia

      Lieben Dank für den tollen Kommentar, Daniela! Ich kann euer Zögern verstehen, mit Kind ist das noch einmal eine andere Nummer. Ich hatte den Gedanken auch schon eine Weile mit mir herum getragen, aber da gab es eben auch noch einiges, was mich in Deutschland hielt. Irgendwann kam tatsächlich der perfekte Zeitpunkt und es war eine “Jetzt oder Nie”-Situation. Vielleicht kommt das bei euch auch noch und bis dahin gibt es ja immer noch Urlaub auf der Grünen Insel :-).

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